“Baden und Cremen zugleich” lautete der Werbeslogan in den 60ern. Der Plan war, aus dem Multitaskingbadezusatz eine ansehnliche Seife herzustellen.. aber Pläne haben oft Lücken, und man sollte ja immer Mut zur Lücke haben. Nutzt also die Gelegenheit, mit mir nicht den Blues der verpassten Selbigen zu singen, sondern stimmt ein in den Badeschaum-Blues!
Irgendwo in der weltweiten Saponistencommunity tauchte die Tage anlässlich eines “wir stellen Seifen in allen Regenbogenfarben her”-Events das Thema “Fenjalseife” auf. Die unter uns, die schon länger auf diesem Planeten leben, kennen das türkisblaue Badezeugs noch unter “Fenjala”. Wusstet ihr, dass das Produkt ganz ursprünglich mal ein Schweizer Erzeugnis war, das dann über Umwege nach Zittau kam? Ja, genau. Zittau. Bekannt aus dem Beststeller von Max Goldt. Aber ich schweife wieder mal ab.
Die Idee war also, das türkisgrüne Badeöl, das zu 82% aus Sojaöl (Verseifungszahl 188–195) besteht, in einer Kombination aus möglichst hellen Ölen zu verseifen. Das sollte dann sowas hübsches wie hier oder hier ergeben. Aber wie ich oben schon erwähnte – Plan / Lücke.
Bei Rossmann hatte ich zumindest schon mal das Badezeugs gefunden. Netterweise lag an der Kasse noch ein Rabattgutschein, sodass ich einen fast unschlagbaren Preis dafür bezahlt habe. Es riecht übrigens immer noch so wie früher!
Das Rezept für die Seife besteht zu 35% aus Olivenöl, gefolgt von 25% Kokosöl, 20% Kakaobutter und 20% Sojaöl (dem Hauptbestandteil des Badeschaums). Und hier wird es spannend. 20% Sojaöl werden verlangt, aber in der zu verwendenden Flüssigkeit sind nur 82% davon enthalten.. Jeder, der mich kennt, weiss um meine Liebe zu Zahlenspielen. Diese Liebe ist seit der Grundschule ähnlich erfolgreich wie seinerzeit Romeo und Julia. Zum Glück gibt es Menschen im weltweiten Netz, die sich mit der Thematik beschäftigt haben. Dort finden dann dyskalkulatorisch veranlagte Wesen wie ich die magische Formel “durch 0,82 teilen”. Insofern wusste ich, dass bei einer erforderlichen Menge von 20% Sojaöl statt 100 g reinem Öl 122 g Badezusatz verwendet werden müssen.
Soweit, so gut. Wie beim Kuchenbacken bereitet Soaping Superbini die Zutaten zu, rührt Lauge an, schmilzt Fette und spielt mit Farbe. Die Idee, das Blaugrün des Badeschaums durch die Zugabe von Glitzerfarbe noch zu steigern, war im Prinzip eine gute (Spass gemacht hat es auch)
Im Vordergrund der Blaue Badeschaum, im Hintergrund die mit grünem Glitzer eingefärbten Standardfette. Nicht im Bild ist der Behälter mit der Lauge, der hing zum Zeitpunkt der Aufnahme noch in einem Behälter mit kaltem Wasser zum Abkühlen.
Einer der faszinierenden Aspekte beim Seifenmachen sind die spannenden Reaktionen, die beim Aufeinandertreffen von Chemikalien entstehen. Und, auch wenn unsäglich schlechte Werbung für eine Schmerzsalbe (“nein, die ist doch chemisch”) weismachen will, dass dem nicht so ist – alles ist Chemie. Irgendwie. Auch wir.
Wenn man nun Ätznatron in Flüssigkeiten einstreut, wird es im besten Falle nur sehr warm. Je nach Flüssigkeit riecht es komisch (Kaffee z.B.) oder noch komischer (Bier) oder stinkt (Milchprodukte – das habe ich allerdings nur gelesen, ein Versuch steht noch aus.. Stay tuned!).
Auch bei der Zugabe von Düften in den Seifenleim passieren interessante Dinge. Manche verfärben mit der Zeit dunkel wie hier bei meiner ersten Bananenseife:
Bei unserer Grünen Fee liegt das Problem allerdings anders. Im Badezusatz sind ausser Sojaöl noch diverse andere exotische Ingredienzen. Und die führen dazu, dass nach zwei Rührstössen mit dem Pürierstab die Mischung sofort beginnt anzudicken. Das ist blöd, wenn man darauf nicht vorbereitet ist, aber ich hatte das irgendwo schon gelesen und wusste, was da eventuell auf mich zukommt.
Aber irgendwas ist ja immer. Der Seifenschleim war dann doch weniger flüssig als ich gehofft hatte. Und wie das so ist – wenn man es in die Förmchen schichtet, bleiben (ähnlich wie bei den Horrorhasen) immer Schichten. (Zeit für den Badeschaum-Blues 🙂 )Die sehen zwar vielleicht auch nett aus, für einen Geologen zumindest, aber ich fand sie nicht wirklich schön:
Was macht man in einem solchen Fall? Man greift zur Reibe und schnitzelt die Seifenbrocken klein. Im Idealfall ohne Zugabe von Fingerkuppen.
Die Seifenraspel leert man in eine Topf, den man wiederum in einen grösseren, mit Wasser gefüllten Topf, stellt. Eine Art Bain Marie pour Savon sozusagen.
Ich gebe immer noch ein Doppelschnapsglas Wasser mit dazu. Das beschleunigt das Schmelzen. Es gibt da keine festgelegte Methode. Viele andere Saponistinnen fügen noch Öl dazu. Das wird mir aber bei meinen Überfettungsraten (genauer gesagt, der Überfettungsrate meiner Seife…) zu ölig. Man rührt die schmelzenden Schnipsel ordentlich zusammen, püriert ggfs noch ein- zweimal durch und füllt die nun etwas fluffige Masse wieder in Förmchen.
Da standen sie nun, die refurbished Badeschaum-Blues Seifenstückchen. Bei 70 Grad noch mal ein Stündchen im Backofen durchgewärmt.
Und was soll ich sagen – als ich sie am nächsten Tag aus der Form nahm – waren sie noch hässlicher als vorher!!!! Man mag es kaum glauben (hier sollte das augenrollende Smily stehen – Zeit für den Badeschaum-Blues!)
Wenn man die Fettbrösel aber mal abgewaschen hat, sieht es aber gleich nicht mehr ganz so fies aus (und es macht auch frisch einen schönen Schaum und riecht gut)
Dickköpfig, wie ich bin, musste ich aus dem Rest von 62 g Badezeugs am nächsten Tag noch mal eine Charge machen. Diesmal habe ich das blaue Gift aber erst nach der Emulsion der “normalen” Öle / Lauge hinzugegeben. DAS hätte ich gleich mal machen sollen. Die Reststücke haben zwar auch irgendwelche Bläschen (Pockenseife – der neue Trend…), aber sie sind weder schichtig noch schwammig:
Fazit: Am Ende wird’s immer Seife. Und ich werde den Rest des Jahres diskret nach Fenjala duften.